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Museumshäppli: Die Schwaben kommen!

Wer kennt sie nicht, die typisch schweizerischen Produkte der Firmen Nestlé, Wander, Hero, BBC, Bernina oder Saurer? Was haben diese Unternehmen gemeinsam? Sie alle werden im 19. Jahrhundert gegründet und zwar von deutschen Einwanderern, die sich in der Schweiz, besonders im Thurgau, niederlassen. Beliebt ist der Kanton bei Immigranten aus dem Grossherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg.

Zu Tausenden kommen sie über die Grenze in die Eidgenossenschaft und suchen hier Arbeit oder Unterschlupf vor der Verfolgung in ihrer Heimat. Die meisten dieser Immigranten kommen aus Deutschland. Am Museumshäppli vom Donnerstag, 29. März 2018, um 12.30 Uhr beleuchtet Historikerin Dagmar Schönig am Beispiel der Familie Gegauf aus Steckborn wie die Schweizer Wirtschaft einerseits von den Einwanderern profitiert, diese andererseits täglich um Akzeptanz kämpfen müssen in unserem Land – ein Thema, damals so aktuell wie heute.

Exemplarische Familiengeschichte

Wir schreiben das Jahr 1850 als sich Bundesrat Stefano Franscini öffentlich sorgt: «Die beträchtliche Anzahl von Ausländern, die sich im Gebiet der Schweizer Eidgenossenschaft niedergelassen haben (...), verdient Aufmerksamkeit.» Auch Familie Gegauf gehört zu den Zugewanderten. Die Geschichte der Familie, die auf den heutigen Weltkonzern Bernina zurückgeht, ist typisch für viele dieser Einwanderer aus dem 19. Jahrhundert. Sie beginnt mit der Flucht des demokratisch gesinnten Arztes Johann Georg Gegauf über den Untersee nach Steckborn im Jahr der Badischen Revolution 1848. Sein Sohn Karl Friedrich Gegauf – ein begnadeter Techniker – kommt schliesslich 1880 auf Arbeitssuche in die Schweiz und gründet 1886 ein erfolgreiches Unternehmen.
Fachkräftemangel damals wie heute
Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Von 1860 bis 1910 wächst die Zahl der Deutschen in der Schweiz um das Viereinhalbfache von rund 48'000 auf 220'000 an. Im Kanton Thurgau sogar um mehr als das Fünffache. Angesichts dieser hohen Ausländerzahlen geht jedoch vergessen, dass die Schweiz bis 1888 eigentlich ein Auswanderungsland war. Während Tausende von Schweizerinnen und Schweizern ihre Heimat in Richtung Übersee verlassen, ist die zunehmende Industrialisierung dringend auf neue Arbeitskräfte angewiesen. Der heute vielbeschworene «Fachkräftemangel» war schon damals ein Thema.

Aufruhr und Hetze

Bereits 1848 berichten besorgte Journalisten in den Zeitungen über die zunehmend deutschfeindlichen Stimmen im Land. Immer wieder kommt es zu Beschwerden und sogar Krawallen. Im Niederlassungsvertrag zwischen der Eidgenossenschaft und dem Deutschen Reich von 1876 werden die Rechte und Pflichten der deutschen Immigranten erstmals geregelt. Warum das Ausländerthema bis zum Ersten Weltkrieg virulent bleibt und in welche politischen Lager die Schweizer Bevölkerung gespalten ist, thematisiert Dagmar Schönig am Mittagsreferat im Schloss Frauenfeld. Eintritt frei, ohne Anmeldung

Karikaturen verweisen im 19. Jahrhundert auf die deutschfeindliche Stimmung in der Schweiz (Nebelspalter 1878).
Karikaturen verweisen im 19. Jahrhundert auf die deutschfeindliche Stimmung in der Schweiz (Nebelspalter 1878).

Veranstaltungsort

Schloss Frauenfeld
8500  Frauenfeld

Weitere Informationen

Tel. +41 58 345 73 80
historisches.museumNULL@tg.ch
https://historisches-museum.tg.ch

Organisation

Historisches Museum Thurgau